Sprechen aber heißt in jedem Falle Grenzen verletzen, Mauern einrennen, Angst überwinden. Immer stärker spüre ich, dass mein eigentliches Thema der Vorgang dieser Grenzverletzungen oder […] des permanenten Tabubruchs ist.
Christoph Geiser in seiner Rede zur Verleihung des Kunstpreises des Lions Club Basel, 1983.
Johannes Queck (Ethik der Textkulturen, Universität Augsburg) spricht mit dem Schweizer Autor Christoph Geiser und seinem Verleger Christian Ruzicska am Freitag, den 27. Oktober 2023 um 19.00 Uhr in der Augsburger Buchhandlung Der Taschenbuchladen über die im Secession Verlag erscheinende Werkausgabe, insbesondere den neuesten Band Das Gefängnis der Wünsche (Erstveröffentlichung 1992), aus dem Geiser auch lesen wird. Der Eintritt ist frei! Christoph Geiser, geboren 1949 in Basel, kann auf ein umfangreiches und vielfältiges Werk zurückblicken, das nun mit einer im Secession Verlag erscheinenden Werkausgabe wieder zugänglich gemacht wird. Geisers Texte sind in ihrer unauflösbaren Verwebung der eigenen Biografie mit ihren gesellschaftlichen und künstlerischen Zusammenhängen beständige Zeugen einer existenziell dringlichen Literatur. Die Auseinandersetzung mit seiner Familiengeschichte, seiner Homosexualität und der Sprache als Bedingung ihrer Darstellung ist vom selben Ringen um Wahrhaftigkeit und Widerständigkeit durchzogen, das gerade in seinem Verzicht auf moralische Urteile die ethische Relevanz von Literatur entfaltet. Christoph Geiser hat für sein Werk zahlreiche Preise erhalten, zuletzt 2020 den Schweizer Literaturpreis für den Erzählband „Verfehlte Orte“ und 2018 den Großen Literaturpreis von Stadt und Kanton Bern. Stipendien führten ihn an das Oberlin College in Ohio, nach London, Paris und New York. 2000 war er Stadtschreiber in Dresden. Er ist Mitglied des Deutschschweizer PEN-Zentrums und korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, Darmstadt. Er lebt in Bern und Berlin.