Forschungsseminar: „Die Bibel als Hypertext“

„Die Bibel als Hypertext“ – Forschungsseminar

Das interdisziplinäre Forschungsseminar verband zwei scheinbar weit voneinander entfernte Bereiche der Wissenschaft: Theologie und moderne Sprachwissenschaft.

Forschungsseminar: „Die Bibel als Hypertext“

24.-30. Juni 2007: Kompaktseminar in Sion (CH)

Studierende forschen zu einem unkonventionellen Thema und präsentieren ihre Ergebnisse auf einer eigenen Internetseite: http://www.die-bibel-als-hypertext.de

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Teilnehmer des Seminars in Sion

Das interdisziplinäre Forschungsseminar ‚Bibel als Hypertext’ des Studiengangs Ethik der Textkulturen verband im Sommer 2007 zwei scheinbar sehr weit voneinander entfernte Bereiche der Wissenschaft: Theologie und moderne Sprachwissenschaft. „Aber gerade in dieser ‚unorthodoxen’ Verbindung verbirgt sich ein großes Potenzial für beide Disziplinen“, stellte Student Martin Modlinger während des wissenschaftlichen Arbeitens fest.

Das Seminar, an dem Studierende der beiden Studienstandorte Augsburg und Erlangen gemeinsam teilnahmen und das von Volker Eisenlauer, M.A. (Englische Sprachwissenschaft) und Dr. Stefan Scholz (Evangelische Theologie) geleitet wurde, fand in Sion (Schweiz) statt. Die günstigen Arbeitsbedingungen in der störungsarmen Abgeschiedenheit der Hochalpen ermöglichten ein intensives und produktives Experimentieren auf kulturwissenschaftlichem Neuland.

Basierend auf der Kategorie der Textualität wurde der sprachwissenschaftliche Ansatz der Hypertextualität innovativ mit den Bibelwissenschaften auf Tuchfühlung gebracht. Neue Möglichkeiten, die Unabgeschlossenheit, Pluralität und Kontextualität der Bibelauslegung zu erfassen, konnten dadurch erarbeitet und formuliert sowie kritisch in Bezug auf ihre Chancen und Grenzen bedacht werden.

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Die Internetseite des Projekts stellt wichtige Konzepte vor

Durch die Interpretation der Bibel als Hypertext konnte die Bibel mit einem interessanten Textmodell verbunden werden, in welchem sich die zunehmende Tendenz gesellschaftlicher Dispersion, Fragmentarisierung und Isolierung, aber auch eine subjektive Selbstbestimmung sowie der generelle Bedeutungszuwachs des Bildhaften widerspiegelt. Die Textverflüssigung, welche die Bibel als Hypertext kennzeichnet, verdeutlicht besonders anschaulich die drängenden Herausforderungen, vor denen gegenwärtig die Kanonkonzeption der Bibel gestellt ist, darüber hinaus problematisiert sie insgesamt die Prozesse der Normfindung. Die beschleunigte Relativierung und Destabilisierung fester Ordnungssysteme aufgrund hypertextueller Wirklichkeitssetzungen fordert gerade im Bereich textuell geführter Wertediskussionen zu neuen Interpretationsformen und Strategien der Konsensfindung auf.

Das im Seminar erarbeitete Orientierungswissen ermöglicht es den Studierenden, den vielfältigen Umgang mit der Bibel in kirchlichen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskursen ethisch zu reflektieren und kritisch zu begleiten. Die gemeinsame intensive Arbeit wird sich auch nach dem Abschluss des Seminars selbst fortsetzen: „Über die angesetzte Dauer des Seminars hinaus arbeiten wir miteinander an der Präsentation unserer Ideen auf einer Internetseite und schaffen damit eine Plattform, um eine innovative Perspektive auf die Praxis der Bibelrezeption in den Forschungsdiskurs einzubringen“, freut sich Studentin Marianne Richter.

Auch nach Beendigung des Seminars wurde das Projekt weiterverfolgt. Die Ergebnisse werden auf der Internetseite http://www.die-bibel-als-hypertext.depräsentiert

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