Kulturen im Dialog
Unter dem Motto „Kulturen im Dialog“ gestalteten vier Studierende des Masterstudiengangs Ethik der Textkulturen unter Betreuung von Eva Forrester einen Beitrag zur Langen Nacht der Wissenschaften, die am 19. Oktober 2019 stattfand.
Das Projekt wurde in Zusammenarbeit mit FAU Integra, dem TANDEM-Projekt, der Refugee Law Clinic, dem Centre for Human Rights und dem Zentralinstitut für Regionenforschung umgesetzt.
Innerhalb der Veranstaltung gab es drei große Themenschwerpunkte, die mit einer multimedialen Ausstellung zum Thema Flucht, Asyl und Integration, einer studentischen Vortragsreihe zum kulturellen Austausch und einem Raum für interkulturelle Begegnungen realisiert wurden.
Die multimediale Ausstellung
In drei verschiedenen Räumen wurden die Themenbereiche Fluchtursachen, Fluchtrouten und Ankunft sowie Begegnung präsentiert. Mittels einer multimedialen Präsentation konnte man sich selbstständig über den Flüchtlingsbegriff und die Fluchtursachen in verschiedenen Herkunftsländern informieren. Ferner lernte man Fluchtrouten, das deutsche Asylverfahren und die politischen Dimensionen des Asylbegriffs kennen. In persönlichen Begegnungen mit Geflüchteten waren Geschichten der Flucht aus erster Hand zu erfahren.
Die studentische Vortragsreihe
Die Vortragsreihe konzentrierte sich auf das breit gefächerte Spektrum von Kultur und kulturellem Austausch.
Katharina Muschiol: Was ist eigentlich kulturelle Identität? – Positionen aus den Geisteswissenschaften zu einem Konzept des kulturellen Miteinanders
Kulturelle Identität bestimmt unser Miteinander und ist gleichzeitig auch das, was die öffentliche Debatte um Flucht und Migration überspannt. Der Vortrag beleuchtet Positionen aus der Soziologie, der Kulturtheorie und der Philosophie, die den breiten Horizont dieses Begriffes nachzeichnen. Das Konzept der Identität genauso wie die der Alterität und der Interkulturalität werden aufgegriffen und erläutert.
Oliver Regn: Unserdeutsch – Über die letzten Sprecher von Rabaul Creole German in Papua-Neuguinea/Australien
Unserdeutsch, eine Mischung aus Tok Pisin und Deutsch, ist eine aussterbende Kreolsprache. Etwa zur Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert entwickelten die Vorfahren der letzten verbliebenen Sprecher Unserdeutsch im heutigen Papua-Neuguinea. Es waren „Mischlingskinder“, gesellschaftlich Ausgestoßene, die in Missionarsschulen in der Sprache der deutschen Kolonialherren unterrichtet wurden. Zur Festigung einer eigenen Gruppenidentität schufen die Kinder Unserdeutsch. Es benutzt den Wortschatz des Deutschen und verwendet ihn mit der Grammatik des Tok Pisins als Basis. Als „schlechtes Deutsch“ war es verpönt, allerdings handelt es sich hier um ein eigenes System, das mit grammatischen Mitteln beschrieben werden kann und als eigene Sprache gelten darf. Heutzutage wird Unserdeutsch nur noch in einer gealterten Community von weniger als 100 Menschen, die größtenteils in Australien lebt, gesprochen. Doch stellt die Sprache ein wichtiges Zeugnis des kulturellen Einflusses der deutschen Sprache in der Welt dar.
Sarah Seeger: Emojis als interkulturelles Kommunikationsmittel
Die Emoji-Bildzeichen sind inzwischen fester Bestandteil unserer internetbasierten informellen Kommunikation. Mit ihnen lässt sich Sprache nicht nur „ersetzen“, sondern um ein wichtiges Merkmal erweitern: die nonverbale und paraverbale Kommunikation. Dadurch wird diese Art der textbasierten Kommunikation auf die Ebene der Face-to-Face-Kommunikation verschoben und vermag somit, mangelnde sprachliche Ausdrucksmöglichkeiten durch Bildhaftigkeit zu kompensieren. Es ist eine kulturübergreifende Kommunikationsform, durch die sprachliche Barrieren überwunden werden können.
Mona Staude: „Wir sind das Volk“ – Eine Genese rechter Denktraditionen anhand von Sprache
Die Sprache vermöge den Gedanken zu formen und der Gedanke führe letzten Endes zu Taten, sagte Theodor W. Adorno. In Anbetracht des Phänomens „Rechtspopulismus“ und dessen fast zügelloser Sprache erlangt Adornos These große Bedeutung, denn tatsächlich nimmt die rassistische, antisemitische und sexistische Gewaltbereitschaft zu. Der Vortrag widmet sich diesem Zusammenhang und liefert Einblick, inwiefern durch Sprache generationsübergreifend problematische Bewusstseinsinhalte transportiert werden.
Der Raum für interkulturelles Miteinander
Für ein interkulturelles Miteinander sorgte das Programm einer syrischen und einer äthiopischen Gruppe. Die aktive Teilnahme an einer äthiopischen Kaffeezeremonie, die Vorstellung äthiopischer Gewänder und Tänze, ein reichhaltiges Buffet und ein Vortrag zur syrischen Kultur schufen eine herzliche Atmosphäre. In Folge dieses aktiven Austausches konnten viele interkulturelle Erfahrungen gesammelt werden.
Bericht: Katharina Muschiol, Oliver Regn, Sarah Seeger, Mona Staude
Fotos: Eva Forrester